die Burggasse (1070)

Einleitung:

Österreich hat eine lange Einwanderungsgeschichte, die von dem 16. Jahrhundert bis 19. Jahrhundert begann. In diesen Jahren war Wien ein attraktives Ziel für Einwander•innen und die Bevölkerung Österreichs nahm zu. In späteren Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis um 1990 hat Österreich viele Einwander*innen aufgenommen. Diese Einwander•innen kamen aus vielen Staaten, z.B. Deutschland direkt nach dem Krieg, Ungarn 1956, Prag 1968, und Polen 1981-2, die politische Kriege und Unruhe erlebten. Es gibt heute noch eine große Zahl Einwander•innen in Österreich und wegen der Unruhe in Syrien und Afghanistan kommen mehr Einwander•innen. In dem Statistischen Jahrbuch der Stadt Wien zeigt eine Grafik, dass 734.709 Menschen (um 39 Prozent), die in Wien wohnen, Migrationshintergrund haben. Obwohl diese Menschen mit Migrationshintergrund in allen 23 Bezirken Wiens wohnen, gibt es 12.306 Menschen in dem 7. Bezirk— 38,2 Prozent von der ganzen Bevölkerung des 7. Bezirks— die einen Migrationshintergrund hat. Mit diesen diversen Hintergründen gibt es auch Mehrsprachigkeit und insgesamt multikulturelle Menschen in dem 7. Bezirk. Der 7. Bezirk, Neubau, der zwischen dem Gürtel und der Ringstraße liegt , besteht aus dem Museumsquartier, vielen Parks, und vielen diversen Geschäften und Restaurants. Das Museumsquartier, das eine umfassende kulturelle Erfahrung ist, zieht viele Touristen*innen an, und diese Tourist*innen erkunden oft die Hauptstraße, Burggasse, die durch den 7. Bezirk führt. Die Burggasse hat viele Cafés, Möbelgeschäfte, und künstlerische Geschäfte, die “alternativ” aussehen. Wegen der Lage ist es unklar, ob die Diversität des Bezirks aus den diversen Tourist*innen besteht oder aus den “Hipster” Österreicher*innen und Menschen mit Migrationshintergrund, die in dem Bereich wohnen.. Um diese Diversität des Bezirks zu erforschen, kann man die Sprachlandschaft untersuchen, d.h., die Sichtbarkeit der geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum. Durch eine Untersuchung der Sprachlandschaft versucht dieses Projekt zu zeigen, wie der Multikulturalismus in dem 7. Bezirk Wiens im öffentlichen Raum manifestiert wird.

Methodologie:

Eine der Hauptstraßen in dem 7. Bezirk, die Burggasse, führt von der Volkstheater U-Bahn Station bis den Gürtel. Entlang der Burggasse kann man diverse Geschäfte und Restaurants finden, z.B. chinesische, japanische, persische und indische Restaurants, luxuriöse Möbelgeschäfte, exotische Supermärkte, ein Yogastudio, ein Tattoo Shop, Kunstgalerien und Brockenhäuser. Wegen des “Hipster” und multikulturellen Stils der Geschäfte und Restaurants entlang der Burggasse ist es eine gute Lage zu forschen und beobachten, wen die Straße anzieht. Diese empirische Studie besteht aus drei Teilen:: sichtbare Texte zu analysieren, hörbare Texte aufzunehmen und Interviews durchzuführen. Die sichtbaren Texte umfassen alle Vorkommen geschriebener Sprache. Es ist wichtig zu analysieren, in welcher Sprache die Texte erscheinen, z.B. Deutsch, Englisch, oder Fremdsprache, weil es zeigt, auf wen die Schilder zielen. Ich spazierte durch die Burggasse und machte Fotos, sodass ich die Zahl der deutschen, englischen und fremdsprachlichen Schilder zusammenrechnen konnte. Die zweite Datenquelle, die hörbaren Texte, umfassen die Sprache auf der Straße und Sprache in Cafes und Restaurants. Die Sprache der Menschen, die sich in dem 7. Bezirk treffen, ist wichtig, weil es zeigt, ob die Menschen Österreicher, Tourist*innen oder Menschen mit Migrationshintergrund sind und wie Menschen die Mehrsprachigkeit des 7. Bezirks betrachten. Ich saß und hörte für eine Stunde im Cafe “Das Möbel” zu und notierte welche Sprachen vorkamen. Die dritte Datenquelle, Interviews mit den Menschen, die in dem 7. Bezirk arbeiten und sich treffen, ist wichtig, sodass das Projekt eine gute Perspektive über die erlebte Identität des 7. Bezirks hat. Ich befragte eine Kellnerin und eine Kundin, wie sie den 7. Bezirk betrachten, woher sie kamen, und wen die Straße anzieht. Besonders zentral für das Projekt ist eine Untersuchung der Beziehung zwischen den Sprachen in den Texten, den Sprachen in der Straße oder im Restaurants und den Menschen, die die Burggasse anlockt. Es muss untersucht werden, ob diese drei Gruppen von Sprachen gleich oder ungleich sind, um eine klare Aussage über das gezielte Publikum des Bezirks zu machen.

Resultate: 

Das Projekt ist als Querschnittstudie für den 7. Bezirk angelegt. Im Folgenden stelle ich zunächst die sichtbaren Texte des Bezirks vor. Anschließend fokussiere ich auf die hörbaren Texte des Bezirks. Daran anschließend möchte ich die Meinungen der Menschen, die in dem 7. Bezirk treffen, illustrieren. Schließlich fokussiere ich auf ein paar Fotos, die Beispiele der Schilder und Speisekarte auf der Straße sind.

Sichtbare Texte:

 

Kodierung der Information Schilder

10

Speisekarte

5

Anzahl d. Sprachen Monolingual

9 (60%)

Bilingual

5 (33%)

Trilingual

1 (6.6%)

Name Geschäft

5 (33%)

Restaurant

9 (60%)

Institution

1 (6.6%)

Firma

1 (6.6%)

Sprachen Englisch

8 (53%)

Deutsch

13 (86.6%)

Fremdsprache

3 (20%)

 

Entlang der Burggasse notierte ich 10 Schilder und 5 Speisekarten von Geschäften, Restaurants und Institutionen. Die Schilder und Speisekarten sind abgeteilt in drei Kategorien: Anzahl d. Sprachen, Name und Sprachen, die vorkamen. Die Kategorie Anzahl d. Sprachen macht deutlich, dass die meisten, 60%, Schilder und Speisekarte monolingual sind. Die Speisekarten kommen natürlich von Restaurants, aber die Schilder kommen meistens von  Geschäften und Restaurants, und danach folgen Institutionen und Firmen. Die beiden am häufigsten vorkommenden Sprachen sind mit 86.6% Deutsch und 53% Englisch. Danach folgen mit 20% Fremdsprachen, wie Italienisch.

 

Hörbare Texte:

 

Cafe Möbel Auf der Straße
Deutsch 13 (65%) 10 (50%)
Englisch 7 (35%) 8 (40%)
Fremdsprache 0 (0%) 2 (10%)

 

Ich saß in dem Cafe Möbel und spazierte auf der Burggasse und notierte, wie viele Leute Deutsch, Englisch, oder eine andere Fremdsprache sprachen. In sowohl Cafe Möbel als auch auf der Straße ist die Verwendung des Deutschen die höchste (65% und 50%) und danach folgen mit 35% und 40% Englisch, und mit 0% und 2% Fremdsprache.

Interviews:

  1. Ich befragte einen Mann, der aus Pittsburgh, Pennsylvania in den USA kommt. Er saß in Cafe Möbel und trug ein Pittsburgh Pirates T-shirt. Er sprach Englisch, aber kannte ein bisschen Deutsch, weil er in Wien arbeitet. Er ist oft in dem 7. Bezirk, um seine Arbeit zu machen, und sagte, dass Das Möbel eine gute Arbeitsatmosphäre ist, weil die Kellner*innen Englisch können und die Menschen, die im Cafe arbeiten, Deutsch sprechen und ihn allein lassen.
  2. Ich befragte auch eine Frau, die Kellnerin im Cafe Möbel ist. Sie kommt aus Josefstadt und hat für zwei Jahre im Cafe Möbel gearbeitet. Sie sprach Deutsch, aber sie konnte auch Englisch, weil “man muss Englisch in einer großen Stadt kennen.” Sie sagte, dass sie sieht manchmal Tourist*innen und amerikanische Student*innen, die Englisch oder nur ein bisschen Deutschen sprechen, aber am meistens sieht sie österreichische Student*innen und Arbeiter*innen die Deutsch sprechen, oder Englisch mit einem Akzent sprechen, weil es heute “cool” ist Englisch zu reden.

Fotos:

Dieses Foto zeigt die bilingualen Aspekte der Schilder. Die Hauptwörter, die Idee der Ausstellung, sind auf Englisch, aber die andere Information für das Museum sind auf Deutsch, z.B. wie viel eine Karte kostet und wie lang das Ausstellung dauert.

Dieses Foto zeigt die Bedeutung der Verwendung des Deutschen in dem 7. Bezirk. Die Speisekarte ist für ein indisches Restaurant und obwohl die Namen des Essens die indische Namen sind, sind die Erklärungen der Hauptgerichte auf Deutsch. Es gibt kein Englisch und ist monolingual.

Dieses Foto zeigt die Verwendung des Englischen in dem 7. Bezirk als eine “cool,” erwünschte Sprache. Dieses Geschäft verkauft elegante und moderne Möbel für junge gebildete Menschen. Die Phrase, “Smart Living,” die auf Englisch ist, ist benutzt, weil die Menschen, die in dem Bezirk wohnen, sind am meisten österreichische Student•innen und ausgebildete Menschen, die Englisch können. Das Schild sondert diese Menschen aus und zielt auf sie.

Diskussion:

Die sichtbaren Texte, die das Projekt untersucht, 10 Schilder und 5 Speisekarte, kommen meistens von Restaurants auf der Burggasse, aber auch von Geschäften, Institutionen z.B Museen in dem Museumsquartier, und Firmen z.B. eine örtliche Zeitung in Wien. Die Restaurants vermitteln die Vielfalt der Straße mit Essen aus vielen Ländern z.B. Indien und Thailand. 60% der Schilder und Speisekarte auf der Straße sind monolingual und das zeigt, dass die Schilder und Speisekarten auf eine spezifische Gruppe von Menschen zielen. Weil die Verwendung des Deutschen am häufigsten ist, kann man extrapolieren, dass die Zielgruppe der Schilder und Speisekarten Österreicher*innen oder Menschen, die Deutsch sprechen, sind. Es gibt allerdings Schilder und Speisekarten, die bilingual sind, und weil Englisch die zweithäufigste Sprache ist, haben sie oft Deutsch und Englisch. Die Schilder und Speisekarten, die beide Deutsch und Englisch haben, zielen sowohl auf Tourist•innen z.B. mit den Schilder über die Museen als auch auf junge englischsprechende österreichische Student•innen. Auf Student•innen und junge Erwachsene werden gezielt mit Schildern von Möbelgeschäften, Innenausstattung Geschäfte und Kosmetikgeschäfte, die Englisch benutzen. Obwohl es ein Schild gibt, das trilingual ist, ist es selten, und man kann sehen, dass die Straße nicht auf Menschen, die andere Sprachen sprechen, zielt. Es gibt kein Anzeichen, dass die Schilder und Speisekarten in dem 7. Bezirk die Mehrsprachigkeit und Multikulturalismus Wiens zeigen.

Die hörbaren Texte zeigen ähnliche Ergebnisse über die Mangel an Mehrsprachigkeit in dem 7. Bezirk. Im Cafe Möbel ist der ganz Mangel an Fremdsprachen kräftig; die Menschen, die sich häufig im Cafe treffen und arbeiten, sprechen 65% Deutsch und 35% Englisch. Fremdsprachen kamen auch nicht vor und es zeigt, dass Cafes auf der Burggasse meistens auf Österreicher•innen und Student*innen, die Deutsch oder Englisch sprechen, zielen. Ähnlich wie im Cafe Möbel sprachen Menschen 50% Deutsch, 40% Englisch, und 10% Fremdsprache auf der Burggasse. Obwohl die Verwendung des Fremdsprachen höher auf der Straße ist, ist  die Verwendung des Deutschen und des Englischen am häufigsten. Die Menschen, die die Fremdsprachen benutzen, spazieren vielleicht durch die Straße, aber sie treffen sich nicht so oft in Cafes und Restaurants. Diese Ergebnisse unterstützen den Schluss, dass Mehrsprachigkeit nicht in dem 7. Bezirk evident ist, und der Bezirk zieht junge Österreicher•innen und Studentin an.

Obwohl die Interviews weiter belegen, wen die Burggasse anzieht, zeigen sie auch ein interessantes Aspekt der Menschen des Bezirks. Die Kellnerin, die befragt wurde, sagte, dass ein großer Teil der Menschen im Cafe Österreichischer sind, aber sie sprechen Englisch mit den Mitarbeitern und miteinander, weil Student•innen, Geschäftsleute und ausgebildete Leute Englisch können müssen. Die Verwendung des Englischen im Cafes und vielleicht auf der Straße stammt zum Teil aus der Idee, dass Englisch “cool” ist und zeigt, ob man intelligent und gebildet ist. Deshalb könnte es sein, dass die Verwendung des Englischens in den Schildern und Speisekarten auf der Straße und im Cafes und Restaurants ziehen Student•innen und “cool” Erwachsene an und sie ziehen nicht Tourist*innen an. Trinch und Snajdr (2017) haben diese Idee auch bei der Gentrifizierung in Brooklyn, New York gesehen. In ihrer Forschung argumentieren sie, dass spezifische Schilder ausschließlich in gentrifizierten Bezirken in Brooklyn erscheinen und führen zu der Gentrifizierung des Bereichs. Vielleicht wie in Brooklyn sind die Schilder und Speisekarten in dem 7. Bezirk oft auf Englisch, sodass sie ausschließlich für “cool” Student*innen und gebildete Einheimische sein können und auf die starke Gentrifizierung des Bezirks hindeuten. Außer den Einheimischen, die Englisch sprechen, sind die anderen Menschen, die Englisch in Cafes und Restaurants sprechen, wie der andere Mann, der befragt wurde, mehr Geschäftsleute als Tourist•innen. Sie haben oft nicht zu viel Zeit für Unterhaltungen und gehen in Cafes und Restaurants nur zu essen und arbeiten. Diese Menschen sind ähnlich wie die gezielten Student•innen in Cafes und Restaurants.

Durch die sichtbaren Texte, hörbare Texte, und Interviews, die das Projekt untersuchte, ist es klar, dass die lange Einwanderungsgeschichte keine heutige Auswirkung auf den 7. Bezirk Wiens hat. In dem 7. Bezirk hört und sieht man fast ausschließlich Deutsch und Englisch, und fast keine Spur der 12.306 Zuwander•innen, die in dem 7. Bezirk wohnen. Obwohl die Burggasse in der Nähe von dem Museumsquartier ist und viele Geschäfte und Restaurants hat, die ausländische Essen und Produkte verkaufen, zieht die Straße viel mehr Österreicher•innen, Student•innen und “Hipsters” an als Tourist*innen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen, die andere Sprachen benutzen. In der Zukunft kann man untersuchen andere Straßen in dem 7. Bezirk um zu sehen, ob die anderen Straßen ähnliche Zielgruppen haben, oder die Mehrsprachigkeit des 7. Bezirks prominenter ist.