Wegen der heutigen Flüchtlingskrise ist das Thema „Integration“ eines der großtesten politischen Themen der deutschsprechenden Welt. „Integration“ ist ein Wort, das von dem Staat, den Bürgern, und geflüchteten Menschen immer verwendet wird. In seinem 2013 geschriebenen Buch „Integration“ versucht der Autor M. Melih Gördesli, der sich selbst sogenannten „Migrationshintergrund“ hat, dieses Thema zu untersuchen und das Wort „Integration“ genauer zu erkunden und definieren.
Also was heißt „Integration“? Für ein so oft benutztes Wort kann man kaum eine standardmäßige Definition finden. Auch dazu gibt Gördesli keine klare Definition, stattdessen lässt er den Leser seine eigene Definition finden, oder eher zeigt er dem Leser die Schwierigkeiten dieses Wort zu definieren.
Gördesli gibt dem Leser viele Beispiele von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und falsche Vorstellungen. Viele dieser Beispiele gehören dem Thema „Sprache.“ Gördesli behauptet, dass einige Sprachen „akzeptierbar“ sind, während einige, nämlich die Sprachen aus dem Osten (d.h. Türkisch, Russisch, Arabisch usw.), nicht akzeptiert sind. Gördesli zeigt ein Beispiel von einer Bäckerei, in der die MitarbeiterInnen nur Deutsch, Englisch, Französisch oder Italienisch sprechen dürfen, während sie Serbisch, Bosnisch, Kroatisch und Türkisch nicht reden dürfen.
Auch zum Thema „Sprache“ stellt Gördesli aber ein Restaurant Paradox dar, nämlich je weniger man als Restaurantinhaber integriert ist, desto authentischer sehen die Kundschaft das Restaurant. Gördesli behauptet, dass ein ausländisches Restaurant erfolgreicher sein wird, wenn die Mitarbeiter und Inhaber nicht perfekt Deutsch sprechen. Aber die Frage ist dann, ob ein erfolgreicher Gastronom, der kaum Deutsch spricht, integriert ist, weil die meisten Bürger sagen würden, dass jemand, der immer Deutsch verwendet, integriert ist. Dazu gibt Gördesli auch keine Antwort, aber er behauptet, dass wenn dieser Gastronom eine der akzeptierten Sprachen spricht, gibt es eine größere Möglichkeit, dass er „integriert“ betrachtet werden wird, als wenn er eine der unakzeptierten Sprachen spricht.
Aber ist es genug für jemanden aus irgendeinem Land, einen Beruf zu haben und perfekt Deutsch zu sprechen, um von den Bürgern (und dem Staat) „integriert“ betrachtet zu werden? Und dazu zeigte Gördesli die Spitze des Problems mit „Integration.“ Dies erscheint am Ende seines Buches, als er eine Schule als Botschafter besuchte. Er fragte einen Schüler nach seiner Nationalität, und obwohl dieser Schüler österreichische Staatsbürgerschaft hat, antwortete dieser Schüler „Türke.“ Und nachdem er gefragt wurde, warum er „Türke“ sagte, antwortete er „weil sie die [anderen] mich als Türken sehen.“ Und das ist das Problem: man kann nicht für sich entscheiden, ob man „integriert“ ist.
Zum Schluss sagt Gördesli, „man ist in erster Linie ein Mensch.“ Und vielleicht ist dieser Satz der beste Rat dieses Gesprächs. Dieses Wort „Integration“ ist vielleicht undefinierbar und soll rausgeworfen werden.