I. Einleitung
Wien ist in der EU für seine eingewanderte Bevölkerung sehr bekannt. Überall kann man den Multikulturalismus sehen. Die Art von Multikulturalismus ist aber abhängig davon, welchen Bezirk man analysiert. Neubau, der siebte Bezirk, ist für die jugendlichen EinwohnerInnen und die Artistik bekannt. Der siebte Bezirk ist westlich von der Ringstraße, die den ersten Bezirk umgibt. Unter den Bezirken hat der siebte Bezirk nicht so einen Ruf für ausländische BewohnerInnen. Wenn man die Neubaugasse entlang geht, hat man den Eindruck, als ob die Einwohner des Bezirks meistens aus Österreich kommen, weil man selten andere Sprachen außer Deutsch und gelegentlich Englisch hört/liest. Zum Vergleich haben 37,5% der EinwohnerInnen im siebten Bezirk ausländische Herkunft, während im fünfzehnten Bezirk die Häufigkeit der Leute mit ausländischer Herkunft 52% ist. Auch wenn diese Anteile nicht so unterschiedlich aussehen, ist es wichtig den Unterschied zwischen EinwohnerInnen mit EU-Staatsangehörigkeit und mit nicht-EU-Staatsangehörigkeit zu machen. 2016 hatten 15,5% der Bevölkerung Wiens EU/EFTA Herkunft. Das heißt, dass wenn manche von diesen 15,5% aus anderen deutschsprachigen Ländern kommen, oder wenn sie schon deutsch sprechen, wenn sie nach Wien ziehen, dann könnten manche Bezirke in Wien noch immer eine große Mehrheit der deutschsprachigen Einwohner haben, obwohl sie auch viele Einwohner mit ausländischer Herkunft haben. Um die Sprachen und die Mehrsprachigkeit der BewohnerInnen genauer zu studieren, kann man die Sprachlandschaft des Bezirks untersuchen. Die Forschung der Sprachlandschaft ist innerhalb der Soziolinguistik ein relativ junges Forschungsgebiet und versucht die Sprachen im öffentlichen Raum (z.B., Schilder, Graffiti, Stickers) zu dokumentieren und analysieren. Dadurch kann man Forschungsfrage beantworten, inwieweit der Multikulturalismus des Bezirks sichtbar ist, indem man herausfindet, wie viele Texte auf der Straße auf deutsch sind, und wie viele Texte auf anderen Sprachen sind. Dazu kann man herausfinden, ob die Leute auf der Straße die selben Sprachen sprechen, die auf den Schildern geschrieben sind. Das heißt, es wird untersucht, ob die Mehrsprachigkeit sichtbar ist und ob die Statistik und Sprachlandschaft sich widerspiegeln. Danach kann man die Texte mit den BewohnerInnen vergleichen, und sich fragen, “Korrelieren die Häufigkeiten der sichtbaren Sprachen mit den Sprachen der BewohnerInnen und vorbeigehender Leute?”
II. Methodologie
In der Neubaugasse, zwischen Siebensterngasse und Burggasse, muss man nicht nur die Texte analysieren, sondern auch die Leute auf der Straße, um die Mehrsprachigkeit zu sehen. Das heißt, dass man die Schilder auf der Straße mit den vorbeigehenden Menschen vergleichen muss. Anders gesagt, wenn man nur die Straße entlang geht und bemerkt, dass alle Schilder und Aufkleber entweder auf Deutsch oder Englisch sind, heißt das nicht unbedingt, dass nur Englisch- oder deutschsprachige Leute dort leben. Die Neubaugasse ist eine vielschichtige Straße, denn es gibt viele Läden aber auch viele Wohnungen. Deswegen wäre es aufschlussreicher nicht nur die Läden, Restaurants, und die vorbeigehenden Menschen in getrennten Untersuchungen zu dokumentieren, sondern auch wie die Leute, deutschsprachig und sonst, mit einer überwiegend deutschsprachigen geschäftlichen Umgebung umgehen. Man muss zuerst die Schilder der öffentlichen Firmen zählen und nach Sprachenwahl kategorisieren, dann muss man herausfinden welche Sprachen die Leute auf der Straße sprechen, und dann muss man eine Idee davon haben, wie viele Leute, die in der Neubaugasse einkaufen oder spazieren, im siebten Bezirk wohnen. Irgendwie muss man mit dem Tourismus rechnen, denn der siebte Bezirk ist ein touristisches Einkaufsziel. Am leichtesten stellt man einer zufälligen Auswahl von Leuten auf der Neubaugasse drei Fragen vor: 1) Wohnen Sie im siebten Bezirk und, wenn nein, wo wohnen Sie? 2) Aus welchem Land kommen Sie? 3) Was ist Ihre Muttersprache? Am 28. Juni von 20:00 bis 21:30 auf der Neubaugasse wurden diese Fragen gestellt. Mit diesen Fragen bekommt man nicht nur einen Eindruck der Menge der BewohnerInnen deutscher Muttersprache des siebten Bezirks, aber man bekommt auch ein Gefühl der nicht-BewohnerInnen, die aus verschiedenen Gründen im Moment im siebten Bezirk sind. Die Prognose ist, dass viele Leute, die im siebten Bezirk sind, aber nicht dort leben, österreichische oder deutsche Muttersprachler sein werden. Wenn die Recherche das unterstützt, dann kann man schließen, dass die Mehrheit der großen Präsenz von Deutsch in der Sprachlandschaft nicht immer für die BewohnerInnen beabsichtigt ist. Die Ergebnisse dieser Untersuchung können die Frage, “Wie spiegeln die Sprachen in der Sprachlandschaft die gesprochenen Sprachen von Bewohnern und vorbeigehender Leute wider?” zu beantworten helfen.
III. Ergebnisse
Die Mehrheit der Österreicher auf der Straße kann die Mehrheit der deutschen Schilder verdeutlichen. Angenommen, dass die Besitzer der Läden wollen, dass so viele Leute wie möglich ihre Schilder lesen können, benutzen sie wahrscheinlich die Sprache, die die meisten vorbeigehenden Leute sprechen. 47 von 67 Schilder (an den Fenstern von Läden oder über den Fenstern) auf der Neubaugasse zwischen Siebensterngasse und Burggasse waren auf deutsch. 11 von diesen Schildern waren auf Englisch, 2 waren auf Italienisch, und 6 waren eine Mischung zwischen Englisch und Deutsch.
Person # | Leben Sie im siebten Bezirk? | (Wenn nein) wo leben Sie? | Aus welchem Land kommen Sie? | Was ist Ihre Muttersprache? |
1 | Ja | x | Österreich | Deutsch |
2 | Nein | 5e Bezirk | Österreich | Deutsch |
3 | Nein | Südkorea | Südkorea | Koreanisch |
4 | Nein | Südkorea | Südkorea | Koreanisch |
5 | Nein | 3e Bezirk | Serbien | Serbisch |
6 | Nein | 3e Bezirk | Ukraine | Russisch |
7 | Ja | x | Österreich | Deutsch |
8 | Nein | 17e Bezirk | Österreich | Deutsch |
9 | Nein | 9e Bezirk | Österreich | Deutsch |
10 | Nein | 8e Bezirk | Österreich | Deutsch |
11 | Nein | 8e Bezirk | Luxembourg | Französisch |
12 | Nein | Die Schweiz | Die Schweiz | Französisch |
13 | Nein | Die Schweiz | Die Schweiz | Französisch |
14 | Nein | 10e Bezirk | Österreich | Deutsch |
15 | Nein | 10e Bezirk | Österreich | Deutsch |
16 | Ja | x | Österreich | Deutsch |
17 | Nein | Oberösterreich | Österreich | Deutsch |
18 | Nein | Oberösterreich | Österreich | Deutsch |
19 | Ja | x | Österreich | Deutsch |
20 | Nein | Amerika | Amerika | Englisch |
Ja: 4 | 7e Bezirk: 4 | Österreich: 12 | Deutsch: 12 | |
Nein: 16 | 5e Bezirk: 1 | Südkorea: 2 | Koreanisch: 2 | |
Südkorea: 2 | Serbien: 1 | Serbisch: 1 | ||
3e Bezirk: 2 | Ukraine: 1 | Russisch: 1 | ||
17 Bezirk: 1 | Luxembourg: 1 | Französisch: 3 | ||
9e Bezirk: 1 | Die Schweiz: 2 | Englisch: 1 | ||
8e Bezirk: 2 | Amerika: 1 | |||
Die Schweiz: 2 | ||||
10e Bezirk: 2 | ||||
Oberösterreich: 2 | ||||
Amerika: 1 |
In Bezug auf die Befragung der BewohnerInnen muss man anerkennen, dass es um keine echte reine Auswahl von Leuten auf der Straße geht. Die Leute wurden auf Deutsch gefragt, ob sie 4 kurze Fragen für ein Schulprojekt beantworten konnten. Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wie viele von denjenigen, die die Umfrage ablehnten, nur ablehnten, weil sie kein Deutsch verstanden. Es ist wahrscheinlicher, dass mehr Deutschsprechende entschieden, die Umfrage zu beantworten, und deswegen gab es wahrscheinlich anteilmäßig mehr Leute auf der Straße, die kein Deutsch verstanden als 10% (diese Zahl kommt von den zwei Südkoreanern von insgesamt zwanzig Menschen, die die Umfrage beantworteten).
Die Daten der Umfrage zeigen, dass die meisten Leute (80%), die auf der Straße waren, nicht im siebten Bezirk leben. Deswegen ist der siebte Bezirk höchstwahrscheinlich ein Bezirk, wo viele Gebietsfremde durchgehen. Allerdings kommen 60% der Leute aus Österreich, und 60% der Leute sprechen Deutsch als Muttersprache. Das beweist die Prognose, dass die meisten im siebten Bezirk, die man auf der Straße sieht, österreichisch sind, obwohl sie nicht im siebten Bezirk leben. 45% der Befragten leben irgendwo in Wien außer dem siebten Bezirk. Damit könnte man sagen, dass die Leute auf der Straße die Demografien der Bewohner des siebten Bezirks nicht zwangsläufig vertreten. Egal wie viele Ausländer im siebten Bezirk wohnen, wurden, laut den Daten, hauptsächlich Österreicher begegnet.
Der Staat Österreich definiert eine Person mit Migrationshintergrund als jemand, der entweder nach Österreich gezogen ist und im Ausland geboren wurde, oder der zwei Eltern hat, die im Ausland geboren wurden. Laut dem “Statistischen Jahrbuch der Stadt Wien – 2016” hat der siebte Bezirk 20.007 BewohnerInnen ohne Migrationshintergrund und 12.013 BewohnerInnen mit Migrationshintergrund. Leider zeigen die Daten der Umfrage wenig über die Bewohner des siebten Bezirks. Nur 4 von 20 der Befragten wohnen im siebten Bezirk und sie kommen alle aus Österreich. Es wurde nicht gefragt, ob ihre Eltern nach Österreich gezogen sind. Deswegen können keine Schlussfolgerungen über die BewohnerInnen mit oder ohne Migrationshintergrund von den Daten der Umfrage gemacht werden. Allerdings wirft die Frage auf: Wo sind die Bewohner des Bezirks? Weil es zu wenig Daten über die Bewohner gibt, kann man nicht sicher sein, ob die Sprachen, die man in der Sprachlandschaft der Neubaugasse findet, nach den Bewohnern oder nach den Besuchern gerichtet sind. Deswegen gibt es auch keine Antwort auf eine der ursprünglichen Fragen: “Korrelieren die Häufigkeiten der sichtbaren Sprachen mit den Sprachen der Einwohner?”
Selbst wenn nur 60% der Leute auf der Straße, die an der Umfrage teilnahmen, Deutsch als Muttersprache sprachen, verstand nur zwei von diesen Leuten kein Deutsch (die 2 Südkoreaner). Das heißt, dass 90% der Befragten genug Deutsch verstanden, um die Fragen zu beantworten. Das zeigt, dass die Mehrheit von deutschen Schildern auf der Straße einerseits die vielen Herkunftsländer und Muttersprachen der vorbeigehenden Leute nicht widerspiegelt, aber andererseits dass keine große Mehrheit der BewohnerInnen aus einem bestimmten fremden Land kommt. Stattdessen sprechen die Anzeichen dafür, dass Deutsch im siebten Bezirk als Lingua Franca benutzt wird. Das ist ein Zeichen, dass die BewohnerInnen mit ausländischer Herkunft “integriert” sind, weil sie Deutsch verstehen müssen, um in den Läden einkaufen zu gehen.