Max Ginnis
Kutschkermarkt: Ein kultureller Schmelztiegel?
Einteilung
Wien hat eine reiche Einwanderungsgeschichte und wird von vielen als Einwanderungsland betrachtet. Schon im 16. Jahrhundert war Wien für viele ein attraktives Reiseziel. Viele sind aus ganz Europa angereist, um in Wien zu leben und zu arbeiten. Langsam wurde die Stadt zu einem kulturellen Schmelztiegel, der Kulturen aus aller Welt umfasste. Wiens reiche Einwanderungsgeschichte setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort, wo Wien ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge war. Man würde erwarten, dass ein Einwanderungsland wie Wien heute sehr multikulturell wäre und die Stadt von diesem Multikulturalismus geprägt wäre. In meinem Projekt werde ich dieses Konzept untersuchen, indem ich einen kleinen Ort in Wien analysiere. Der Ort, an dem ich forschen werde, befindet sich in Währing, der 18. Bezirk von Wien.
Währing ist 6,23 Quadratkilometer groß und liegt im nordwestlichen Teil Wiens zwischen dem Gürtel und der Höhenstraße. Währing wurde 1892 gegründet und gilt als wohlhabender Bezirk in Wien. Im Jahr 2017 war die Bevölkerung von Währing 57.000 Menschen aus den gesamten 1.867.582, die in Wien lebten. Von den 1.867.582 Menschen, die in Wien leben, haben 734.709 einen Migrationshintergrund. Im Jahre 2017 lebten 2,5% der Bevölkerung der Stadt Wien mit Migrationshintergrund im 18. Bezirk. Obwohl 2,5% der Bevölkerung als eine niedrige Zahl erscheint, leben im 18. Bezirk immer noch 18.424 Menschen mit Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass 36% der Menschen im 18. Bezirk einen Migrationshintergrund haben. Dieses relativ große Prozentanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Währing sollte den 18. Bezirk kulturell vielfältig machen. Trotzdem habe ich in den letzten drei Wochen im 18. Bezirk wenig Multikulturalität gesehen, außer in einem Ort, dem Kutschkermarkt. Auf diesem Kutschkermarkt wird die Vielfalt des 18. Bezirks enthüllt, was sonst zum großen Teil schwer zu finden ist.
Diesen Markt werde ich in meiner Studie des Multikulturalismus in Wien untersuchen, weil ich der Meinung bin, dass man seine Kultur und Herkunft am besten durch Essen ausdrücken kann. Der Kutschkermarkt (Kutschker Market B, 1180 Vienna) ist ein Lebensmittelmarkt, der frische Produkte verkauft und auch Restaurants hat, in denen man sitzen und essen kann. Der Kutschkermarkt ist auch ein Ort, wo man seine Kultur frei ausdrücken kann, indem man seine Küche zeigt und auch wo seine Ideen frei äußern kann. In Kutschkermarkt kann man viele verschiedene Kulturen und Sprachen sehen und hören. Dieser Markt wird der Fokus der Forschung sein wegen der großen Vielfalt, die man in seinen Restaurants und Essensständen findet. Die verschiedenen Kulturen im 18. Bezirk können im Kutschkermarkt gesehen, gehört und gerochen werden und für meine Studie werde ich diese verschiedenen “Texte” analysieren.
Diese Forschungsmethode nennt man die “Linguistic Landscape” und befasst sich mit der Untersuchung der geschriebenen und gesprochenen Texte im öffentlichen Raum. Die Forschungsmethode “Linguistic Landscape” ist wichtig für eine Studie wie meine, weil sie die Wirkung verschiedener Sprachen und Kulturen in einer Stadt zeigt. Diese Methode hilft auch bei der Quantifizierung von Daten und wird mir hoffentlich helfen, eine genaue Darstellung zu zeigen, wie Sprachen in Kutschkermarkt visuell verwendet werden und wie wichtig diese verschiedenen Sprachen sind. Für diese Studie werde ich die Forschungsmethode “Linguistic Landscape” ausgiebig nutzen.
Methodologie
Diese Studie auf dem Kutschkermarkt im 18. Bezirk verfolgte zwei Ziele: Zum einen analysierte ich verschiedene visuelle Zeichen von Mehrsprachigkeit und Multikulturalismus wie Restaurantnamen, Speisekarten und Essen und zum anderen analysierte ich verschiedene auditive Zeichen von Mehrsprachigkeit und Multikulturalismus wie die gesprochenen Sprachen unter den Verkäufern und den Kunden und die Muttersprache der Ladenbesitzer.
Für das erste Ziel des Projekts habe ich gezählt, wie viele verschiedene Sprachen in Texten erschienen und wie oft sie erschienen sind. Ich analysierte auch den Zweck jedes Textes, ob der Text symbolisch oder informativ war. Ich analysierte die Speisekarten der Restaurants, um zu sehen, ob sie mehrsprachig waren und ob die Restaurants englische Speisekarten boten. Für den letzten Teil meiner visuellen Analyse analysierte ich die verschiedenen Lebensmittel, die auf dem Markt angeboten wurden, um zu sehen, ob sie zu verschiedenen Kulturen gehörten. Bei all diesen Texten habe ich mich darauf konzentriert, welche Sprache betont wurde und warum. War die betonte Sprache die offizielle Sprache? Welche Sprachen, welche Ideologien, und welche Kulturen hatten Priorität? Welche nicht? Welche Sprachen/Kulturen hatten Macht? Welche nicht?
Für das zweite Ziel meines Projektes habe ich mich auf hörbare Mehrsprachigkeit konzentriert. Dazu habe ich gezählt und versucht, die verschiedenen Sprachen zu identifizieren, die auf dem Kutschkermarkt gesprochen werden. Ich analysierte die gesprochenen Sprachen der Verkäufer und auch der Kunden und verglich die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden. Ich habe auch die Ladenbesitzer interviewt, um mehr über ihre Heimatländer zu erfahren und ob sie einen Migrationshintergrund haben. Ich untersuchte dann, wie ihre Hintergründe die “Texte” in ihren Restaurants beeinflussten. Abschließend untersuchte ich, ob ein Marktplatz mehr Freiheit für kulturelle Ausdrucksformen bietet und ob Machtverhältnisse zwischen Sprechergruppen durch die Sprachlandschaft sichtbar waren.
Ergebnisse / Resultate
In dieser Studie “Multikulturelles Wien” wurde die Präsenz von sichtbarer und hörbarer Mehrsprachigkeit auf dem Kutschkermarkt untersucht. Der erste Schritt der Datenerhebung umfasste die Zählung der Anzahl der Restaurants und Stände in Kutschkermarkt. Der Kutschkermarkt hat 8 verschiedene Restaurants und Stände. Diese Stände und Restaurants umfassen Folgendes: Bellis Obststand, Café Himmelblau, Atlantis Fisch, Tanis am Kutschkermarkt – Weltmeister Kebab, Pöhl’s, Oskar, Ristorante Roma und Helena’s Blumen am Markt. Bevor ich die gesammelten Daten zur Verfügung stelle, ist es meines Erachtens wichtig zu beschreiben, welche Art von Stand/Restaurant jeder Laden ist.
1. Bellis Obstand: Ein Stand, der frisches Obst und Gemüse verkauft
2. Café Himmelblau: Ein klassisches Café mit einer Auswahl an Speisen
3. Atlantis Fisch: Ein Restaurant mit frischem Fisch und mediterranem Essen
4. Tanis am Kutschkermarkt – Weltmeister Kebab : Ein Essensstand, der auf Fleisch und
türkische Küche spezialisiert ist.Verkauft auch verschiedene türkische
Nahrungsmittel
5. Pöhl’s: Ein Käsestand, der auch eine Vielzahl von Lebensmitteln serviert
6. Oskar: Ein Italienisch-österreichisches Restaurant.
7. Ristorante Roma: Ein italienisches Restaurant
8. Helena’s Blumen am Markt: Ein Blumenladen
Man kann sehen, dass Kutschkermarkt eine Vielzahl verschiedener Kulturen und Küchen repräsentiert.
Nachdem ich ein wenig Informationen über jeden Strand / jedes Restaurant erhalten hatte, war es Zeit für mich, meine visuellen Daten zu sammeln, beginnend mit den Sprachen, die auf den Namen der Stände gefunden wurden.
Von den 8 Ständen hatten 7 Namen auf Deutsch und 1 auf Italienisch.
Die nächsten Daten, die ich gesammelt habe, konzentrierten sich auf alle Texte, die an den Ständen gefunden wurden. Mit diesen gesammelten Daten habe ich jeden Stand in eine Kategorie platziert. Die Kategorien sind einsprachig (nur eine Sprache in Texten), zweisprachig (zwei Sprachen in Texten), mehrsprachig (mehr als zwei Sprachen in Texten). Ich sammelte auch Daten darüber, welche anderen Sprachen in welcher Form gesehen wurden.
Ich untersuchte auch die Speisekarte der Restaurants und fragte, ob sie eine englische Speisekarte hätten. Kein Restaurant hatte eine Speisekarte in einer anderen Sprache als Deutsch.
Die vorherrschende Sprache in Kutschkermarkt ist Deutsch. Die deutschen Texte kamen in vielen Formen, zum Beispiel handgeschrieben und auf Schildern gedruckt.
Beispiele für deutsche Texte, die in der einsprachigen Kategorie gefunden wurden:
Der einzige Laden mit zwei Sprachen in seinen Texten war Ristorante Roma. Jeder Text, der im Restaurant gefunden wurde, war auf Deutsch, mit Ausnahme des Namens des Restaurants, der auf Italienisch war.
Beispiel:
Tanis am Kutschkermarkt – Weltmeister Kebab war der einzige Laden, der Texte mit mehr als 2 verschiedenen Sprachen hatte. Die Sprachen der Texte waren Deutsch, Englisch und Türkisch. Die deutschen Texte wurden über den Namen und das Speisekarte gefunden. Die Texte beschreiben die Nahrungsmittel und Produkte.
Beispiel:
Der einzige englische Text wurde in einer Werbung für ein Getränk gefunden, nicht mit dem Laden verbunden.
Beispiel:
Die türkischen Texte wurden auf den abgepackten Lebensmitteln gefunden, die der Stand verkauft hatte, aber nirgendwo anders.
Beispiel:
Aus meiner Datensammlung ist ersichtlich, dass Deutsch die dominierende Sprache in den visuellen Texten von Kutschkermarkt ist. Andere Sprachen erscheinen selten und wenn sie es tun, scheinen sie nicht so wichtig zu sein wie die deutsche Sprache. Die einzige Ausnahme ist der Name “Ristorante Roma”, der das italienische Wort für das Restaurant verwendet.
Für das zweite Ziel meines Projektes habe ich mich auf hörbare Mehrsprachigkeit konzentriert. Um diese Daten zu sammeln, bin ich eine Stunde lang am Kutschkermarkt herumgelaufen und habe aufgezeichnet, wie viele verschiedene Sprachen ich hörte, von wem sie kamen (Kunden oder Verkäufer) und wie oft.
Als ich meine Daten sammelte, stellte ich fest, dass wie in der visuellen Studie die vorherrschende Sprache Deutsch war. Obwohl Deutsch die vorherrschende Sprache war, wurden andere Sprachen als Deutsch viel häufiger gesprochen als geschrieben. Vor allem zwischen den Verkäufern. Alle Interaktionen zwischen den Verkäufern und den Kunden waren in Deutsch und nur eine Interaktion zwischen den Kunden war in einer anderen Sprache als Deutsch.
Im letzten Teil meiner Datensammlung habe ich die Verkäufer der Restaurants und Stände über ihre Heimat und ihre Muttersprache befragt. Ich notierte dann, wie viele der Läden Verkäufer hatten, die als nicht-österreichisch identifiziert wurden.
Durch Interviews fand ich heraus, dass die Mehrheit der Geschäfte Arbeiter hatte, die sich nicht als Österreicher identifizierten. Die Verkäufer kamen aus vielen verschiedenen Ländern außerhalb von Österreich, einschließlich der Türkei, der Slowakei, Italien und Deutschland. Es war interessant zu sehen, dass, obwohl nicht-deutsche Sprachen in den Texten selten gesehen wurden, mehr als 60% der Restaurants / Stände Arbeiter mit einem Migrationshintergrund hatten.
Diskussion
Durch diese Studie kann man viel über die Beziehung zwischen Sprachen und Kulturen lernen. Wenn man sich die Statistiken des 18. Bezirks anschaut, sieht man, dass der 18. Bezirk multikulturell ist. Nach der Statistik haben 36% der Menschen im 18. Bezirk einen Migrationshintergrund. Aber im 18. Bezirk habe ich diesen Multikulturalismus erst selten gesehen, bis ich zum Kutschkermarkt ging. Am Kutschkermarkt habe ich eine Vielzahl von Kulturen gesehen, die sich durch Essen ausdrücken, und ich wollte mehr darüber erfahren. Meine Resultate zeigen ein interessantes Phänomen.
Beim Rundgang durch den Kutschkermarkt sieht man auf den ersten Blick viele Kulturen anhand der verschiedenen Lebensmittel, die hier an den Ständen verkauft werden. Die Nahrungsmittel kommen aus der ganzen Welt, aus der Türkei, Italien, Österreich und vielen Ländern mehr, aber wenn man sich die visuellen Texte genauer ansieht, ist dieser Multikulturalismus verloren und die deutsche Sprache vorherrschend. Tabelle 2 zeigt, dass die meisten Geschäfte deutsche Texte haben und die Geschäfte, die andere Sprachen haben, scheinen sie nicht als wichtig zu betrachten. Visuelle Texte in anderen Sprachen erschienen nur ein- oder zweimal, wobei das bekannteste Beispiel der Name “Ristorante Roma” ist. Der Name ist jedoch symbolischer als alles andere, da das Restaurant außer seinem Essen keine anderen italienischen Texte hat.
Die anderen Sprachen, die ich sah, waren Englisch und Türkisch. Der englische Text war in Form einer Werbung gestaltet, die nichts mit dem Essensstand zu tun hat und nicht vom Ladenbesitzer aufgestellt wurde. Die türkischen Texte waren wichtiger, weil sie auf den Nahrungsmitteln gefunden wurden. Abgesehen von diesen wenigen Beispielen waren die visuellen Texte der Mehrsprachigkeit begrenzt.
Die Daten aus Tabelle 2 sind interessant, um sie mit den Daten aus den Tabellen 3 und 4 zu vergleichen. Die Daten aus Tabelle 3 und Tabelle 4 passen gut zusammen. Durch die Interviews fand ich heraus, dass viele der Verkäufer Migrationshintergrund hatten und das entsprach meinen Daten in Tabelle 3. Tabelle 3 zeigt, dass viele der Verkäufer eine andere Sprache sprachen als Deutsch, was rational ist, wenn man bedenkt, dass sie nicht aus österreichischstämmigen Familien kommen. Die Daten aus den Tabellen 3 und 4 stimmen jedoch nicht mit den Daten aus Tabelle 2 überein. Obwohl die Verkäufer nicht österreichisch sind und Produkte verkaufen, die nicht aus Österreich kommen, sind die dort gefundenen Texte fast alle auf Deutsch. Obwohl der Markt anscheinend vorwiegend von Menschen mit Migrationshintergrund betrieben wird, richtet er sich an die österreichische Bevölkerung und nicht an die aus anderen Ländern. Das könnte zeigen, dass das Ausmaß, in dem die Verkäufer ihre Kultur ausdrücken können, sich nur auf ihr Essen und ihre gesprochene Sprache beschränkt. Es könnte auch zeigen, dass es besser ist, nur deutsche Texte zu haben, um Geld zu verdienen. Ich fand es interessant, dass die visuelle Sprachlandschaft in diesem Fall nicht die Mehrsprachigkeit und Multikulturalität des Marktes repräsentiert. Die Mehrsprachigkeit und der Multikulturalismus wurden in der gesprochenen Sprache dargestellt. Die Analyse der Sprachlandschaft zeigt uns, dass Deutsch die vorherrschende Sprache ist und dass andere vorhandene Sprachen in visuellen Texten unterrepräsentiert sind.
Nachdem ich in Amerika gelebt habe, habe ich nicht erwartet, diese Resultate hier festzustellen. Ich glaubte, dass in einer multikulturellen Stadt wie Wien verschiedene Schriftsprachen die gleiche Bedeutung haben wie Deutsch. Diese Idee ist etwas, was in Amerika gilt. In Amerika zeichnen sich viele Märkte und Restaurants aus anderen Kulturen, zum Beispiel aus Lateinamerika oder Asien, durch viel präsentere visuelle Texte aus diesen Kulturen aus. In dieser Studie konnte ich keine Ähnlichkeiten in dieser Hinsicht feststellen. Obwohl es unter den Menschen viel Multikulturalismus und Mehrsprachigkeit gibt, werden diese Eigenschaften in den visuellen Texten nicht manifest. Vielleicht ist das ein Beispiel für Integration, denn ein großer Teil von Integration besteht aus dem Lernen der deutschen Sprache. Bei der Gestaltung der visuellen Landschaft des Kutschkermarktes könnte die Betonung, die in Osterreich von Staat und Institutionen auf die Wichtigkeit von deutschen Sprachkenntnissen gelegt wird, eine große Rolle spielen. Diese große Rolle der deutschen Sprache und ihre Bedeutung für die Integration in Österreich könnte viele Ladenbesitzer davon abhalten, ihre Muttersprache zu benutzen. Um die Studie zu verbessern, könnte man Daten für einen längeren Zeitraum sammeln und mehr Orte im 18. Bezirk untersuchen.